OFw. Werner Radant, Fw 190A-7, Wnr. 340008,
6./ JG300
Oberfeldwebel Radant findet letzte Ruhe
Initiative Fliegerschicksale über Hessen hat in Treis Überreste eines im April 1944 abgestürzten Jagdflugzeugs geborgen
(Quelle: Gießener Anzeiger, 23.03.2007)
Vor fast 63 Jahren, in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944, stürzte in der Gemarkung "Am Eichenstumpf" bei Treis ein deutsches Jagdflugzeug vom Typ Fw 190 A-7 des Jagdgeschwaders 300 ab. An Bord der damals 28-jährige Oberfeldwebel Werner Radant, der bei diesem Absturz sein Leben verlor. Die Initiative Fliegerschicksale über Hessen, bestehend aus Andreas Dort, Frank Häuser, Mirko Mank und Jörg Merlau, hat es sich zu Aufgabe gemacht, ungeklärte Fliegerschicksale aus dem Zweiten Weltkrieg aufzuarbeiten. So wie jetzt in Treis. Die Arbeit der Initiative erstreckt sich überwiegend auf den Landkreis Gießen und den Landkreis Marburg. Sieben Großbergungen von Flugzeugen und die Aufklärung von sechs vermissten Fliegern können sie bereits verzeichnen.
Bereits Mitte der 90er Jahre war man auf die Absturzstelle aufmerksam geworden. Im Zuge der Nachforschungen bei Treis konnte ein weiteres Fliegerschicksal ermittelt werden.
Wilhelm Kehr, Eigentümer der Wiese, auf der das Flugzeug 1944 abgestürzt war, erlaubte der Suchgruppe, erste Nachforschungen anzustellen. Diese erstreckten sich in erster Linie auf das Identifizieren des Flugzeugtyps. Die Spezialisten stellten bald fest, dass es sich um eine Fw 190 mit einem Sternmotor handelte. Da die Maschine laut vieler Zeitzeugen aus Treis des Nachts abgestürzt war, kam nur eine deutsche Nachtjagdeinheit in Frage: das Jagdgeschwader 300, dass diesen Maschinentyp in der II. Gruppe einsetzte. Aber die Suche in den Archiven brachte ohne genaues Absturzdatum nichts.
Erst Anna Kreiling brachte die Forscher auf die richtige Spur. In der Nacht vom 24. auf den 25. April fiel ihr Bruder einen Tag nach seinem 21. Geburtstag als Meldegänger in Russland. Dadurch prägte sich die Erinnerung an den Flugzeugabsturz in ihr Gedächtniss. Eine Anfrage bei der Wehrmachtsauskunftstelle in Berlin brachte dann die endgültige Klarheit. "Oberfeldwebel Werner Radant, geboren am 4.Oktober 1916 in Ueckermünde, gefallen in der Nacht vom 24. auf den 25. April 1944 nach Start zum Feindflug bei Gießen/Lahn."
Ordnungsgemäßes VorgehenIm Jahr 2006 konnte eine Grabung nach der Maschine, ausgelöst durch diverse Veröffentlichungen über den Flugzeugabsturz bei Treis, in letzter Minute verhindert werden. Der Standhaftigkeit des Eigentümers Wilhelm Kehr war es zu verdanken, dass nun eine ordnungsgemäße Bergung durch die Initiative Fliegerschicksale stattfinden konnte.
Ziel war es , dass der Pilot, von dem man 1944 nur noch wenige sterbliche Überreste finden konnte, wieder ein ordentliches Grab bekommt. Zwar wurde in Ueckermünde im April 1944 ein Grab für Radant angelegt, jedoch wurde dieses in der Zeit der DDR eingeebnet beziehungsweise wahrscheinlich kurz nach dem Einmarsch der Roten Armee zerstört.
Die offizielle Bergung am Wochenende mit Genehmigung und Beauftragung vom Bund, unterstützt vom Hessischen Innenministerium, dem THW Grünberg, dem Volksbund Kriegsgräberfürsorge durch Volker Schneider mit der Unterstützung der Forensiker Forhoff und Kreuz, dem Kampfmittelräumdienst Hessen, der Firma Tauber mit H. Volz und dem Baugeschäft Matthias Will aus Treis brachte nun die endgültige Bestätigung, dass der Pilot seine Maschine nicht mehr verlassen konnte. In einer Tiefe zwischen 2,50 und fast vier Metern wurden die menschlichen Überreste des Piloten geborgen. Dabei kamen auch viele Teile der Fw 190 zum Vorschein. Der Kampfmittelräumdienst stellte die zwei Maschinengewehre vom Typ 151 und zwei weitere vom Typ 131 sicher. Dazu sechs Kisten gefüllt mit der MG-Munition des Jägers.
Es sei schon eine Besonderheit, dass dieser Jäger neben seiner normalen Munition auch noch Übungsmunition gegurtet hatte, so Volz vom Kampfmittelräumdienst. Warum dies so war, lässt sich erst nach genauerer Untersuchung der Teile feststellen. Diese baggerte Matthias Will mit größter Sorgfalt und Geschick frei. Das Kurbelwellengehäuse des BMW-Motors, das Verstellgetriebe für den Propeller und fast der gesamte Cockpitbereich kamen zum Vorschein. "So eine Zerstörung, wie bei diesem Absturz, habe ich noch nie erlebt", stellte Jörg Merlau von der Initiative Fliegerschicksale fest. Alles ist in viele Teile zerrissen, und selbst die Panzerplatte vom Sitz ist zersprungen. Dies waren immerhin 0,5 Zentimeter reiner Stahl.
Andreas Dort, Frank Häuser und Mirko Mank helfen dem Umbetter vom Volksbund beim Sortieren und Reinigen der menschlichen Überreste. Sie erklärten gegenüber dem Anzeiger, dass sie froh sind, dass nun der Oberfeldwebel Radant wieder ein Grab bekommen wird, das nachfolgende Generationen ermahnen soll, wie sinnlos Krieg ist und dass sich so etwas nie wiederholen darf.